Dieses Jahr können wir über die Winterferien nur 2 Wochen Urlaub machen, für eine Fahrt nach Südspanien ist uns das zu wenig Zeit. Wir möchten aber gerne in etwas wärmere Gefilde und wählen Sardinien als Ziel. In 7 Stunden sind wir schon mal am Meer, rechtzeitig zum schönen Sonnenuntergang.
Die Fahrt dorthin verläuft unspektakulär. Die Straßen sind recht frei, der Ducato dieselt im Tempomatmodus bei 120 km/h kaum hörbar, die Mautkosten in Italien sind mit rund 35€ überschaubar.
In Marina di Pisa stellen wir uns zum Übernachten in eine Seitenstraße des Wohngebiets. Tagsüber parken wir direkt an der Strandstraße, im Winter sind alle Parkuhren abgebaut. Im Dörfchen ist wenig los, aber die Sonne ist da!
Die haben hier schon die neuen EU-Flaggen mit weniger Sternchen
Abends geht es weiter nach Livorno, dort startet morgen früh unsere Fähre.
Direkt am Fährhafen gibt es einen kostenlosen Stellplatz mit V/E und Blick auf unser Schiff. Der Hafen ist im Vergleich zu Genua sehr übersichtlich und ruhig, wir verbringen eine entspannte Nacht.
Viele Wohnmobile und LKWs möchten morgens am 23.12. nicht nach Sardinien. Der Frachtraum für die großen Autos bleibt fast leer.
Und dann gehts los. Die Fähre braucht gute 8 Stunden von Livorno nach Olbia auf Sardinien. Wir bezahlen bei Moby für Hin- und Zurück rund 350€ für den Camper + 2 Personen. Darin enthalten sind Liegesessel (die wir nicht verwenden) für die Hinfahrt und eine Außen-Doppelkabine bei der Rückfahrt, da wir dann die Nachtfähre benutzen.
Das Schiff von Moby ist in einem recht guten Zustand, es gibt viele Sitzgelegenheiten, Bistros, Restaurants, Spielplatz und Shops unter Deck. Die Fähre ist längst nicht ausgelastet und so hat man überall Platz. Über Deck ist auch viel Platz, es ist sonnig, zieht aber ordentlich. Hier fahren wir gerade an Elba vorbei.In Italien gibt es oft recht lustige Übersetzungen ins Deutsche, so auch hier an Bord.
Unser erstes Ziel auf Sardinien ist ein Stellplatz an der Bucht von Olbia, nur 20 Minuten vom Fährhafen entfernt. Diesen Platz und alle anderen auf unserer Rundreise habe ich aus der holländischen App ‚CamperContact‘, welche sehr zu empfehlen ist. Die nicht asphaltierte Zufahrtsstraße zum Stellplatz ‚Golfo Aranci‘ ist etwas eng und unkomfortabel – außerdem für Wohnmobile und LKWs verboten. Wir haben aber nur einen Camper 😉 und es hat sich niemand an uns gestört.
So steht einem ruhigen Heiligabend mit Tee und Weihnachtsgebäck am Strand nichts entgegen.
Dank der großen Schiebetüre können wir den Sonnenuntergang direkt aus dem Wohnzimmer betrachten. Das ist Fernsehen, wie wir es lieben.
Wir gehen tagsüber in Olbia einkaufen und füllen unseren Wassertank an einer Tankstelle auf. V/E gibt es auf dem Stellplatz, der im Prinzip nur ein einfacher Parkplatz ist, nämlich nicht. In der Ferne sieht man große Fähren durch die Bucht von Olbia fahren, dank dem Zoom unserer kleinen Nikon Coolpix können wir die Schiffe auch ranholen.
Nach 2 Nächten fahren wir weiter. An Olbia vorbei geht es auf der ‚Autobahn‘ Richtung Süden. Die Straßen auf Sardinien sind alle mautfrei, aber keinesfalls schlaglochfrei. Die ‚Autobahnen‘ entsprechen nicht immer dem gewohnten Standard. Sinnvollerweise ist dort auch nur Tempo 90 erlaubt. Nach 1 Stunde sind wir auf dem Stellplatz ‚Matta e Peru‘, in der Nähe des Dörfchens Posada:
Der Stellplatz ist wieder ein ganz normaler Parkplatz ohne jegliche Infrastruktur für Wohnmobile. Dafür mit einer Traumlage direkt am Meer. Im Sommer wird hier wohl eine Parkgebühr von 10€ verlangt.
Das Gelände steht teilweise unter Wasser. Entweder hat es hier sehr ordentlich geregnet, oder der nahe Rio Posada ist über die Ufer getreten.
Wir parken aber sicher und trocken. Es kommen einige Tagesausflügler und Angler mit PKWs vorbei, nachts sind wir alleine. Im krassen Gegensatz zu Korsika, wo wir an ähnlichen Plätzen schon mal beschimpft und bedroht wurden, sind die Sarden ausgesprochen freundlich. Grüßen, winken, lächeln. Wir fühlen uns sehr wohl.
Am nächsten Tag schlendern wir durch die Gassen von Posada. Die Altstadt liegt auf einem Hügel, den es zu erklimmen gilt, denn natürlich möchten wir die Ruine des Castello della Fava besichtigen.
Wir sind an diesem Morgen die einzigen Besucher, der freundliche Kassenwart der Anlage freut sich vermutlich, dass er nicht ganz umsonst aufgestanden ist. Gerne zahlen wir je 3€ Eintritt, die Aussicht vom Torre ist toll.
Die Temperaturen sind übrigens auch prima. Tagsüber hat es um die 18 Grad, zum Wandern und Spazieren ideal. Es geht meist ein kleiner kühler Wind, wenn man sich in die Sonne legen oder sitzen möchte, ist ein windgeschützter Platz von Vorteil.
Den finden wir in Posada übrigens auch in einem netten Café, direkt an der Hauptstraße. Für nur 1,10€ gibt es dort einen unglaublich leckeren Cappuccino – das Glas Wasser dazu wird mit 20 Cent berechnet. Auch das mögen wir an Italien. Auf unserer Sardinien-Rundreise machen wir oft und gerne einen Cappuccino-Stopp in einem Café und bezahlen nie mehr als 1,30€.
Von Posada aus fahren wir 30km weiter an den Spiaggia di Berchida. Nach der Zufahrt über eine 3km lange lehmig-sandigen Schlaglochpiste sind wir an einem wunderschönen weißen Sandstrand.
Davor befindet sich ein sehr großer Parkplatz, im Sommer ist der vermutlich gut gefüllt. Jetzt sind wir wieder einmal alleine, von ein paar Tagesauflügler abgesehen.
Die Ostküste Sardiniens wird Richtung Süden nun sehr steil, die Straßen werden schmal. Unser nächstes Ziel, Baunei, liegt zwar nur 95km entfernt, das TomTom-Navi errechnet aber eine Fahrtzeit von 2:20 Stunden. Macht nichts, wir haben ja Zeit und freuen uns, die Landschaft auf der Fahrt zu genießen.
Leider ist mittendrin Schluss: die SS 125 ist gesperrt, wir müssen einen großen Umweg über das bergige Hinterland fahren.
Es wird nun sehr ländlich: Gegenverkehr mit Ziegenherden…
..freilaufende wilde Hausschweine (oder zahme Wildschweine?)
Nach guten 4 Stunden statt der geplanten 2:20 erreichen wir schließlich Baunei mit seiner spektakulären Steilküste. Wir vespern hier in Ruhe und schauen uns die Gegend an.
Zum Übernachten wollen wir aber noch ein Stück weiter nach Santa Maria Navarresse. Dort soll es laut CamperContact einen Stellplatz mit V/E und Dusche geben, der im Winter geöffnet hat. Das ist sehr selten auf Sardinien. Leider floppt dieser Tipp: der Platz ist geschlossen und die schmuddelige Umgebung mit streunenden Hunden lädt nicht zum Bleiben ein.
So fahren wir noch ein Stück weiter bis nach Torre di Bari. Dort finden wir einen ruhigen Parkplatz im Ort und bleiben über Nacht. Den angeblichen Stellplatz finden wir nicht: unter den angegebenen Koordinaten befinden sich die verschlossenen Tore eines Hotels.
Gut, dass wir im Prinzip auch autark unterwegs sein können, So füllen wir unseren Wassertank wieder an einer Tankstelle. Nach Ziegen und Schweinen kommen uns heute Schafe auf der Fahrbahn entgegen.
Einen Zwischenstopp machen wir am roten Felsen von Arbatax. Die Beleuchtung am Morgen ist für ein Foto nicht ideal, die Porphyrklippen des Rocca Rosse sind trotzdem toll anzuschauen. Direkt davor gibt es übrigens auch einen riesigen Parkplatz ohne Womo-Verbotsschilder. Dort könnte man auch prima die Abendstimmung genießen.
Wir wollen aber weiter und fahren den Stellplatz ‚Marina di Cairo‘ an. Laut CamperContact kostet der Platz 15€ pro Nacht und verfügt über V/E, Dusche und WC. Es ist wieder alles geschlossen. Dafür gibt es den Traumplatz in der Pole Position zum Nulltarif.
Ein windgeschützter, sonniger Platz für das Mittagsschläfchen ist auch schnell gefunden
Rund um Marina de Gairo gibt es schöne Feldformationen und Klettermöglichkeiten
Und weiter geht es südwärts an der Ostküste Sardiniens entlang. Diesmal treffen wir auf Kühe auf der Fahrbahn.
Wir fahren erst den CamperContact-Stellplatz Casa Pici an. Der liegt direkt an einem langen Strand, es führt aber auch eine Straße direkt daran vorbei. Hm… vielleicht sind wir zwischenzeitlich verwöhnt, aber wir fahren mal weiter. Der nächste Platz, Cala Sinais, liegt ruhig. Leider ist zum ersten Mal das Wetter heute nicht besonders, für einen Strandspaziergang reicht es.
Der Parkplatz gehört zu einer Bar, die jetzt geschlossen hat. Wir sind wieder einmal die Einzigen hier. Auf Google Maps sieht man, dass es im Sommer hier gut voll ist. Das erklärt vielleicht den hässlichen Zaun, der der Parkplatz umgibt. Naja, zugegeben: wir sind durch die bisherigen Traumplätze wirklich ein wenig verwöhnt. Wir verbringen hier eine ruhige Nacht.
Wir möchten unbedingt auch die Westküste Sardiniens anschauen und von hier aus bietet es sich an, die Seiten zu wechseln.
Das machen wir auch. Auf der Strecke finden wir wieder eine Tankstelle mit Wasserhahn. Das Wasser erkaufen wir uns, indem wir den recht hohen Preis an einer ‚Service‘-Zapfsäule bezahlen. Gegenüber dem Selfservice zahlt mal rund 20 Cent mehr pro Liter. Ganz billig ist das ‚Wassertanken‘ somit nicht, wir sind aber froh, überhaupt eine Möglichkeit zu haben. Und die Tankwarte sind froh, dass wir ihren Arbeitsplatz sichern.
Unterwegs wieder einmal ein gesperrte Straße. Diesmal ist immerhin eine Umleitung ausgeschildert und der Umweg hält sich in Grenzen.
An der Westküste landen wir bei Fontanamare auf einem großen Parkplatz, direkt am Strand. Und wieder mal kein Womo-Verbotsschild weit und breit. Wenn das nur überall am Mittelmeer so wäre!
Auch hier ist es landschaftlich wunderschön, am Strand kann man kilometerweit laufen.
Und wie es sich für eine Westküste gehört, gibt es hier tolle Sonnenuntergänge zu bewundern und festzuhalten. Hier der Blick aus den Heckfenstern unseres SchlafzimmersWir fahren die Westküste hoch Richtung Norden. Der laut CamperContact im Winter offene Stellplatz beim Dörfchen Buggerru ist wieder einmal geschlossen. Gut, dass unser Wassertank noch recht voll ist. Im Dorf kaufen wir ein paar Lebensmittel ein. Immobilien gäbe es auch günstig zu erwerben, aber wir haben ja unser fahrbares Eigenheim.
Mit diesem geht es nun weiter entlang der Westküste bis wir bei Portixeddu am Capo Pecora auf diesen Traumplatz treffen. Die Einfahrt vom Parkplatz auf dieses Gelände ist nicht ohne, bei uns setzt dank großer Räder nur der Auspuff ein wenig auf der Sandstraße auf. Die Mühe lohnt sich.
Der Platz und die nähere Umgebung toppt nochmal alles, was wir bisher auf Sardinien gesehen haben.
Suchbild: Dank unauffälliger Lackierung fügt sich unser Camper gut in die Landschaft ein
Wir bleiben 2 Tage bzw. Nächte und erkunden die Umgebung
Eigentlich verlassen wir ungern den Platz. Aber wir wollen ja noch mehr von Sardinien sehen. Und so fahren wir über kurvige, enge Straßen weiter an den nächsten Strandplatz.
Dort ist die Landschaft wieder einmal vollkommen anders gestaltet. Die große Dünen vor dem Strand erinnern an die französische Atlantikküste.
Hier würden wir es auch ein paar Tage aushalten. Aber unsere Zeit ist begrenzt und so fahren wir nach einer Übernachtung quer über die Insel in Richtung Olbia. Auf halbem Weg besuchen wir den Ort Fordongianus. Dort strömt heißes Quellwasser in den Fluß. In den kleinen mit Steinen angelegten Pools kann man auch im Winter baden.
Die Römer hatten es seinerzeit komfortabler: die alte Terme Romane aus dem 1 Jh.v.Chr. mit diversen Warmwasser- und Kaltwasserbecken zeugt davon.
Immerhin hat der Ort gleich 2(!) Stellplätze für Wohnmobile. Beide mit V/E und Strom – wobei Wasser und Strom abgestellt waren. Dafür gab es Wasser kostenlos an einem Dorfbrunnen. Nicht weit von Ort gibt es ein nuraghisches Brunnenheiligtum zu besichtigten – immerhin rund 3500 Jahre alt.
Auf die steinernen Überresten von Nuragher-Bauten stösst man überall auf Sardinien. Hier auf dem Gelände gibt es neben dem Brunnen noch Reste einer ganzen Siedlung
Das Gelände strahlt mit seinen uralten Olivenbäumen eine idyllische Atmosphäre aus
Der Urlaub neigt sich dem Ende zu: nach einer weiteren Nacht im Naturschutzgebiet von Matta e Peru schauen wir uns am letzten Tag noch die Altstadt von Olbia an. Dort gibt es aber eigentlich nichts Fotogenes und es fängt leicht an zu nieseln. Die Nachtfähre nach Livorno wartet schon im Hafen.
Dort checken wir am Abend ein und beziehen unsere gebuchte Außenkabine. Der deutlich spürbare Seegang wiegt uns bald in den Schlaf, sodass wir am nächsten Morgen nach einem letzten leckeren Italien-Cappuccino an Board frisch die Heimfahrt antreten. Sardinien, wir kommen gerne einmal wieder!