In diesem Winterurlaub wollen wir einige der schönsten Plätze der letzten Spanientour noch einmal besuchen aber auch Neues entdecken. Wir fahren wie üblich kostengünstig über die Schweiz, vorbei am Genfer See und dann über das Rhonetal Richtung Süden mit einer ersten Übernachtung auf dem kostenlosen, offiziellen Stellplatz der Gemeinde Saint-Paul-Trois-Chateaux. Ein netter Ort, vom abendlichen Bummel gibt es aber keine Fotos.
Diese machen wir an unserem Zwischenstopp bei Ille-sur-Tét. Dort gibt es die Orgues, markante Gesteinsformationen aus Sandstein und Ton, die ein wenig an den Bryce-Canyon in den USA erinnern.
In einer sehr stark verkleinerten Ausgabe versteht sich, den Bryce-Canyon haben wir vor knapp 10 Jahren besucht und er gehört zu den spektakulärsten Landschaften, die wir kennen.
Aber die Orches können sich durchaus sehen lassen und sind auf jeden Fall einen Abstecher auf dem Weg nach Spanien wert.
Direkt am Eingang des Besucherzentrum gibt es einen großen Parkplatz, der im Dezember vollkommen leer ist. Eine Übernachtung wäre dort sicher möglich
Es ist aber noch früh am Tage und so steuern wir unser nächstes Ziel an: Montserrat bei Barcelona.
Am späten Nachmittag ist das Ziel erreicht. Ein guter Zeitpunkt, denn die Masse der Tagestouristen ist schon abgereist. Montserrat (katalanisch für ‚Gesägter Berg‘) ist ein 1200 Meter hohes, imposantes Gebirge im Hinterland von Barcelona.
Aber Montserrat ist auch eine Benediktinerabtei nebst Klosterkirche, in der natürlich auch eine Marienfigur als Highlight und Pilgerziel nicht fehlen darf: die ‚Schwarze Madonna unserer Lieben Frau von Montserrat‘. Man kann mit dieser fast auf Tuchfühlung gehen – nur durch eine Glasscheibe getrennt. Der Reichsapfel ist hierbei ausgespart, sodass er bei Bedarf angefasst werden darf, um sich vielleicht irgendwas zu wünschen. Der Bedarf ist nach unserer Beobachtung bei den Besuchern wohl reichlich vorhanden.
Rund um die Abtei kann man von der Pizza bis zu Devotionalien in wirklich sämtlichen Preisklassen alles erwerben, was das Pilger- oder Besucherherz braucht. Oder auch nicht – wir benötigen eigentlich nur einen netten Übernachtungsplatz und finden diesen direkt vor Ort. Die Parkgebühr beträgt faire 6,50€ für 22 Stunden – Übernachtung inbegriffen.
Am Abend findet man gut einen der wenigen nicht schrägen Parkmöglichkeiten, zumindest mit einem Bus unserer Größe. Aber Vorsicht: im Laufe des folgenden Tages ist der gesamte Bereich durch Tagestouristen gnadenlos zugeparkt. Man sollte sich deshalb am Morgen so positionieren, dass eine Wegfahrt gesichert ist. Der Tag auf dem Montserrat beginnt mit einer tollen Aussicht auf ein Nebelmeer.
Vom Parkplatz aus gibt es wirklich alle Möglichkeiten, die Gebirgswelt zu erkunden: bequem mit einer Zahnradbahn, über gut ausgebaute Wanderwege, über Singletrails oder auch mit Kletterausrüstung direkt an den Felsen.
Die Wege sind gut ausgeschildert und die Orientierung fällt leicht. Gegen Mittag sowieso, wenn die Massen der Besucher anrückt.
Diese tummeln sich aber vor allen an den einfach zugänglichen Stellen, wenn man ein Stück weit läuft, wird es bald ruhig. Die Gegend ist zum wandern und klettern unglaublich schön, wir waren vermutlich nicht das letzte Mal hier.
Wir fahren weiter nach Cambrils. Dort gibt es beim Esclat-Supermarkt übrigens die günstigste Tankstelle, die wir bisher in Spanien entdeckt haben: 0,87€ wurde diesmal für den Liter Diesel verlangt. Da füllt man den 120-Liter-Tank gerne auf.
Im letzten Jahr hatten wir einen Traumplatz auf dem Las Moreras Camperpark in der Pole Position direkt am Meer und sind dort gleich mal 8 Tage geblieben. Diesmal war der Stellplatz bereits gut besucht und so reichte es nur noch für die zweite Reihe.
Aber schön ist es dort trotzdem, wir lernen nette Leute kennen und die im Esclat-Markt gekauften Doraden schmecken ganz vorzüglich.
Schöne Stimmung beim abendlichen Strandspaziergang:
Doch wir wollen weiter Richtung Süden. Das nächsten Etappenziel kennen wir ebenfalls vom letzten Jahr: bei Cullera gibt es eine große Wiese direkt hinter den Stranddünen, auf der man im Winter frei Stehen kann.
Dieses Jahr wurde der Platz nochmals erweitert. Die Polizei schaut regelmäßig nach dem Rechten, alles ist easy-going, sogar zwei legale Entsorgungsmöglichkeiten gibt es.
Seltsam, dass bei rund 100 Wohnmobilen der direkt angrenzende Strand so leer ist, die meisten Camper bleiben mit ihrem Klappstuhl beim Mobil.
Die Stadt Cullera besteht, wie die meisten Städte entlang der spanischen Küste, im Wesentlichen aus Hochhäusern – in unterschiedlichem Erhaltungszustand. Unglaublich, wieviel Beton hier verbaut wurde. Geschätzte 90% der Wohnungen sind im Dezember nicht bewohnt.
Freie Grundstücke gibt es auch noch. So stellt man sich die Bebauung wohl theoretisch vor:
Der Blick auf die andere Straßenseite zeigt dann aber die Realität der hiesigen Architektur:
Nach ein paar Tagen fahren wir weiter ins nahe Tavernes. Dort gibt es einen Wohnmobilplatz mit sehr guten Sanitäranlagen, Waschmaschinen und Wäschetrockner, V+E und sogar kostenlosem WLAN, wenn auch ein seeehr langsames. Für 8€ pro Nacht kann man aber nicht meckern.
Die Größe der Stellplätze ist gerade noch akzeptabel, aber alles ist sehr sauber und gepflegt und wir finden eine nette, sonnige Ecke.
Der Stellplatz liegt am südlichen Ende von Tavernes und das ist gut so: von dort kann man sehr schön immer weiter Richtung Süden am Strand entlang laufen.
Tavernes selbst ist nämlich die Hässlichkeit in Beton gegossen. Die Hochhäuser stehen direkt bis an den Sandstrand, eine Promenade wurde dort wohl vergessen. Diese gibt es dann in ‚2. Reihe‘ direkt zwischen den Hochhausschluchten. Im Dezember sind geschätzte 99% der Wohnung leerstehend, die Straßen sind verwaist. Der ganze Ort könnte gut der Schauplatz eines Endzeit-Thrillers sein. Bei meinen Spaziergängen durch die Stadt bin ich immer wieder den gleichen 3 Spaniern begegnet. Man ‚kennt‘ sich hier schnell 😉
Unsere Wäsche ist gewaschen und getrocknet, die Tanks entleert bzw. wieder gut gefüllt und so fahren wir gemütlich die Nationalstraße über Calpe nach Altea.
In Altea gibt es einen kleinen Parkplatz direkt am Strand, an dem man auch über Nacht bleiben kann.
Der Platz liegt direkt am Ortseingang vor einer Brücke, die schöne Altstadt ist von hier gut zu Fuß zu erreichen.
Die Stadt hat ein schönes Flair und gilt als Kulturzentrum Valencias. Viele Künstler haben sich hier angesiedelt und die hübsche Altstadt auf einem kleinen Berg ist eine wohltuende Abwechslung zu der sonst verbreiteten Beton-Bebauung. Ganz oben thront die Kirch La Mare de Déu del Consol mit ihren auffälligen Kuppeln aus weißen und blauen Kacheln.
Der Ausblick von hier oben auf die lange Bucht von Altea ist auch im abendlichen Gegenlicht schön.
Von Altea aus wird dann das südlichste Ziel unserer Reise angesteuert. Über die gut ausgebaute und kostenfreie A7 geht es nach Aguilas in der Region Murcia. Noch besser und schneller kommt man auf der mautpflichtigen AP 7 voran. Diese werden wir zum ‚Kilometermachen‘ auf dem Heimweg nutzen.
In Aguilas wird getankt und eingekauft bevor wir den Playa del Arroz ansteuern.
An dieser wunderschönen Bucht kann man mit dem Wohnmobil frei und direkt am Strand stehen. Außer einer großen Mülltonne gibt es aber keinerlei Infrastruktur, die Tanks des Mobils sollten deshalb entsprechend gefüllt bzw. geleert sein, wenn man hier einige Tage verbringen möchte.
Und das möchten wir. Die Lage ist absolut traumhaft, es hat dort nette Leute – aber nicht zu viele. In der Gegend um Aguilas gibt es mehrere solcher Buchten, so dass sich die Wohnmobilisten entsprechend verteilen.
In beide Richtungen kann man schöne Wandertouren mit Ausblick unternehmen.
Dreimal die Woche kommt eine freundliche fahrende deutsche Händlerin an die Bucht. Neben Backwaren und deutscher Wurst gibt es dort auch einen unglaublich leckeren, hausgemachten Fleischsalat zu kaufen.
Die Temperaturen sind Ende Dezember / Anfang Januar auch in Ordnung:
Und so bleiben wir eben erstmal ein paar Tage. Gekocht, gegessen, gewandert, gechillt wird nun immer mit Meerblick, geschlafen wird mit Meeresrauschen. Schön!
Insgesamt 11 Tage bleiben wir hier. Zwischendurch geht es mal zur Ver- und Entsorgung an die 7km entfernte Tankstelle Anibal und zum Shoppen nach Aguilas. Wir schauen uns noch weitere schönen Buchten in der Umgebung an, kommen aber wieder hierher zurück. Hier noch ein paar Impressionen von dieser tollen Landschaft:
Wir lernen wieder nette Leute kennen, unter anderem Tatjana, Lukas & Barney, welche derzeit für 1 Jahr mit ihrem Wohnmobil in Europa unterwegs sind. Sie bloggen ihre Erlebnisse unter 25tausendkm.de und dürfen wie viele andere, die wir hier kennenlernen noch eine ganze Zeit weiterreisen. Wir wünschen allen eine gute Fahrt!
Wir hingegen müssen uns nun langsam wieder Richtung Heimat bewegen. Unsere erste Zwischenstation dorthin ist Calpe. Dort ist gerade Markttag und beim Bummeln zwischen den vielen Ständen fällt uns auf, was wir alles nicht brauchen 🙂
Das Wahrzeichen von Calpe (oder Calp, wie es nun korrekt auf valencianisch heisst) ist der 332m hohe Felsen Penyal d‘ Ifac, den es zu erklettern gilt.
Wir finden in der Nebensaison mit unserem Bus problemlos einen Parkplatz direkt am Fuße des Felsens. Die Wege nach oben sind steil, aber recht gut ausgebaut.
Auf halber Höhe geht der Wanderweg durch einen dunklen, rutschigen Tunnel. Danach befindet man sich auf der Nordflanke des Felsen – und vor einem kleinen, verschlossenen Tor. Man kann dieses problemlos überwinden und einige Leute machen das auch. Da uns der Grund der Sperrung nicht klar ist, lassen wir das aber. Später habe ich recherchiert, dass der Weg seit Juni 2015 generell ‚aus Sicherheitsgründen‘ gesperrt ist.
Aber auch von ‚halber Höhe‘ ist die Aussicht durchaus respektabel:
Eigentlich wollen wir auf einem der beiden Womo-Stellplätze in Calpe bleiben. Einer davon ist jedoch ausgebucht und der andere sieht schon von weitem knallvoll aus. Auf beiden Plätzen steht man unheimlich eng – das mögen wir gar nicht und fahren deshalb weiter auf den bewährten Stellplatz in Tavernes. Von dort ist es am nächsten Tag nicht weit bis Valencia.
Im letzten Jahr besuchten wir dort die Ciudad de las Arges y de las Ciencias, diesmal schauen wir uns die Altstadt an.
Die Stadt Valencia ist eine der überschuldetsten Gemeinde Spaniens, man sieht ihr das aber auf den ersten Blick nicht an. Die Straßen sind sauber, die Häuser gepflegt und im Altstadtbereich architektonisch äußerst ansprechend.
Eine Besonderheit ist ein 8km langer Park, der sich mitten durch die Großstadt Valencia zieht. Er befindet sich im ehemaligen Flussbett des Turia und ist die ‚grüne Lunge‘ der Stadt. Leider ist das Wetter nicht berauschend, bei unserem nächsten Besuch in Valencia wollen wir diesen Park genauer unter die Lupe nehmen.
Für diesmal heisst es aber Abschied nehmen von Spanien und wir fahren zügig mit zwei Übernachtungen in Cambrils und in der Nähe von Grenoble heimwärts.
Auf unserer knapp vierwöchigen Tour haben wir laut Bordcomputer 3.928km zurückgelegt, bei einer Fahrtzeit von insgesamt 45:26 Stunden. Der Verbrauch lag bei 10,6 l die Durchschnittsgeschwindigkeit bei 86 km/h. Wobei der Großteil der Strecke auf Autobahnen zurückgelegt wurde. Dort wird der Tempomat in der Regel auf 120 km/h eingestellt, damit fährt sich der Ducato sehr komfortabel.
Hallo ihr beiden,
einen wunderschönen Beitrag habt ihr hier, mit ganz vielen Tipps & Details! Es freut uns zu hören, dass ihr einen guten Rückweg hattet. Wir haben es bisher noch nicht allzu weit geschafft, befinden uns momentan bei Cabo de Gata. Euch weiterhin alles Gute und sonnige Grüße aus Spanien 🙂
Vielen Dank für Eueren netten Kommentar. Ja, in Murcia hat man es nicht eilig! Genießt die Zeit, weiterhin gute Fahrt, wir werden Eueren Blog verfolgen. LG Uschi & Jürgen
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